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basis e.V. Gutleutstraße 8-12 60329 Frankfurt am Main
Jour fixe initiative Frankfurt:
Peter Wehling - Die Geschichte vom „Bann“ des Fortschritts befreien
Die im 18. Jahrhundert entstandene Idee des Fortschritts, einer vernunftgeleiteten Höherentwicklung der Menschheit im Geschichtsverlauf, hat heute, trotz zahlreicher Rettungsversuche, viel von ihrer Strahl- und ihrer Überzeugungskraft verloren. Dennoch stehen in den westlich-modernen Gesellschaften die vorherrschenden Vorstellungen und Begriffe von Geschichte und historischer Zeit weiterhin in dem „Bann“ des Fortschritts, von dem Theodor W. Adorno gesprochen hat: Geschichte wird nach wie vor als eine eindimensionale und irreversible Bewegung nach „vorne“, in eine als offen vorausgesetzte Zukunft gedacht. Von Geschichte, von einem „historischen“ Ereignis wird deshalb (nur) dann gesprochen, wenn etwas tatsächlich oder vermeintlich „Neues“ und „Einzigartiges“ geschieht.
Anknüpfend sowohl an Walter Benjamins Kritik an der Vorstellung einer „leeren und homogenen“ Zeit, die der Idee des Fortschritts zugrunde liegt, wie auch an neuere Überlegungen zu „Historizitätsregimen“ und einer „symmetrischen Geschichtsschreibung“ wird in dem Vortrag argumentiert, dass eine Auffassung von Geschichte als unaufhaltsames „Fort-Schreiten“ von einer scheinbar abgeschlossenen Vergangenheit für emanzipatorische Politik wenig brauchbar ist. Plädiert wird stattdessen dafür, gesellschaftliche Veränderung nicht (allein) von einer angeblich offenen Zukunft zu erhoffen, sondern (auch) von der „Aktualisierung“ (Benjamin) unterdrückter, vergessener emanzipatorischer Potentiale und Perspektiven der Vergangenheit.
die veranstaltung ist teil der reihe "zukunft der geschichte", die bis januar 2026 regelmäßig bei basis e.v. stattfinden wird. hier gehts zum programm!