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Das jährlich ausgeschriebene dreimonatige Arbeitsstipendium IEPA ist eine Kooperation der Produktions- und Ausstellungsplattform basis e.v. und NEKaTOENEa. Ziel ist es, den künstlerischen Austausch zwischen den Partnerregionen Nouvelle-Aquitaine in Frankreich und dem Land Hessen zu fördern. Die Ausstellung zeigt die jeweils vor Ort entstandenen künstlerischen Arbeiten der diesjährigen Gewinnerinnen Bianca Baldi und Ilazki de Portuondo.
In ihrer künstlerischen Praxis behandelt Bianca Baldi Fragestellungen, die sich der Macht von Bildern widmen. Im Fokus ihrer letzten Arbeiten steht die Untersuchung historischer westlicher Bildwelten des wissenschaftlichen Fortschritts und deren gezielter Einsatz imperialistisches Denken zu rechtfertigen. Die vier in der Ausstellung gezeigten transparenten Zeichnungen sind Teil eines von Bianca Baldi größer angelegten künstlerischen Projekts, das sie während ihrer IEPA-Residenz in Hendaye fortentwickelte und, das im nächsten Jahr die Form einer raumgreifenden Videoinstallation annehmen soll. Gegenstand ihrer Recherche während ihrer Residenz waren die vier Industrierevolutionen, deren Wechselbeziehung zur Natur sie auch in der Umgebung von Nouvelle-Aquitaine untersuchte. Dabei beschäftigte sie sich mit lokalen Geschichten der Industrialisierung und Innovationen der letzten 300 Jahre sowie deren Auswirkungen auf heutige Vorstellungen von Fortschritt. Mit Hilfe der Metapher des Parfüms (lat. per fumum: durch Rauch) nähert sich die Künstlerin den unterschiedlichen Charakteristika der Industrialisierung an. Parfüm als nicht sichtbares, doch komplexes Produkt unterschiedlicher Schichten, entfaltet seine Duftnoten (Kopfnote, Herznote und Basisnote) erst nach und nach. Mit ihren fragil wirkenden Kartographien beschwört Baldi auf ähnliche Weise eine alternative Erzählung der vier Industrierevolutionen herauf.
In ihren performativen, photographischen und filmischen Arbeiten setzt sich Ilazki de Portuondo mit der Frage nach der Konstruktion von Identität, Identifikation und Repräsentation auseinander. Geprägt von feministischer und queerer Theorie, nutzt de Portuondo traditionelle Literatur und Fiktion, die durch patriarchale Strukturen gekennzeichnet sind, als Ausgangspunkt. Durch die bewusste Auflösung dieser Strukturen zeigt sie neue Beziehungsgeflechte innerhalb sozialer Konstellationen auf und stellt ihnen hierbei alternative Möglichkeiten und Zuschreibungen entgegen. die Dreikanal-Videoinstallation „L’heure bleue“ ist im Kontext ihrer dreimonatigen Künstlerinnenresidenz in Frankfurt am Main entstanden. Bestehend aus drei Kapiteln mit jeweils zwei Teilen wird die Figur des Pferdes tranceartig heraufbeschworen und tänzerisch durch die weibliche Protagonistin dargestellt. Neben seiner Funktion als Nutztier sowie als Gefährte des Menschen, gilt das Pferd wiederum in der Mythologie als Fährmann zwischen den Welten. Diese Fähigkeit wird durch die körperlichen Gesten der Tänzerin nachempfunden und von dem Tageszeitenwechsel unterstrichen. Gemäß dem Titel „L’heure bleue“ (dt. die blaue Stunde), der den Übergang von Tag zu Nacht beschreibt, wandelt die Protagonistin so zwischen den Sphären. Untermalt von einem rhythmischen, teils düsteren Sound dienen hier die tranceartigen Bewegungen zugleich als Ausdruck wie auch Mittel der Beschwörung der spirituellen Kommunikation, wie sie im Schamanismus praktiziert wird. Die Aneignung der zumeist mit einem patriarchalen System verbundenen Figur des Pferdes durch eine weibliche Tänzerin und deren körperliche Inbesitznahme und Befreiung durch ihren Tanz lässt die kulturelle und normative Zuschreibung des tierischen Wesens dabei bewusst ins Wanken geraten.
Der Austausch erfolgt im Rahmen der Partnerschaft des Landes Hessen und der Region Nouvelle-Aquitaine.
Kooperationspartner: