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Jüdische Geschichte als „Subalterne Vergangenheit“
Stefan Vogt, Jour Fixe Initiative Frankfurt
Donnerstag, 03.07.2025 - 19:00 uhr bis 21:00 uhr

Ort

basis e.V. Gutleutstraße 8-12 60329 Frankfurt am Main

Leseraum
Jour Fixe Initiative Frankfurt

Stefan Vogt

Jüdische Geschichte als „Subalterne Vergangenheit“

Der Historiker Dipesh Chakrabarty hat in seinem viel beachteten Buch Provincializing Europe das Konzept der „Subalternen Vergangenheiten“ (subaltern pasts) entwickelt: Vergangenheiten von ausgegrenzten und diskriminierten Minderheiten, die sich einer Einordnung in die holistischen und linearen Perspektiven der europäischen wie auch der postkolonialen Geschichtsnarrative widersetzen. Er beschreibt sie als „widerspenstige Knoten, die aus dem sonst gleichmäßig gewobenen Stoff dieser Narrative aus- und diesen aufbrechen“. Sie sind damit auch Ansatzpunkte für die von ihm eingeforderte Provinzialisierung der europäischen Geschichte.

Während Chakrabarty sie vor allem bei den nicht-hegemonialen Schichten der kolonialen und postkolonialen Gesellschaften verortet, stellt der Vortrag die These zur Diskussion, dass auch die europäisch-jüdische Geschichte als eine solche Subalterne Vergangenheit verstanden werden kann. Auch die europäisch-jüdische Geschichte unterläuft und durchbricht in vielerlei Hinsicht die geradlinige Entwicklungslogik des Historismus und stellt die europäisch-christliche Hegemonie in der Deutung der Geschichte infrage. Eine solche bewusste Verknüpfung von jüdischer Geschichte mit Einsichten aus den postcolonial studies erlaubt es, die jüdische Geschichte als eine wichtige Protagonistin der Provinzialisierung Europas und damit eines emanzipatorischen Geschichtsverständnisses zu verstehen.

die veranstaltung ist teil der reihe "zukunft der geschichte", die bis januar 2026 regelmäßig bei basis e.v. stattfinden wird. hier gehts zum programm!