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Wir freuen uns die erste große institutionelle Einzelausstellung der niederländischen Künstlerin Gwenneth Boelens zu präsentieren.
Neben einer Auswahl der Werke, die seit 2006 entstanden sind, werden auch neu produzierte Arbeiten gezeigt, um einen umfassenden Überblick über ihr künstlerisches Schaffen zu vermitteln.
Die niederländische Künstlerin Gwenneth Boelens setzt sich in ihren installativen, fotografischen und filmischen Arbeiten mit den Strukturen unserer Wahrnehmung auseinander. Dabei wird das Zusammenführen von Sinneseindrücken in ihren konzeptuellen Arbeiten als konstruktives Element von Wahrnehmungsprozessen sichtbar und erfahrbar. Durch eine minutiöse und zugleich stille Beobachtung macht sich Boelens ihre Umwelt zueigen und verdichtet sie zu ephemeren Bildern der Erinnerung, die sich in einem Schwebezustand zwischen Präsenz und Absenz befinden.
In dem Film Hand-Wall (2007) streift eine Hand an den Wänden und Fenstern eines undefinierten Raumes entlang und ertastet so die räumlichen Grenzen ihrer Umgebung. In der Verbindung einer visuellen Erfahrung des Betrachters und der haptischen Berührung der Hand mit der Wand entsteht so eine Vorstellung des Raumes, die immer wieder aufs Neue konstruiert und überprüft wird. Das Umherschreiten und -wandern ist auch das zentrale Thema der Arbeiten Ramble (2006-2007) und There Were Moments (2009). Während es sich bei der begehbaren Installation Ramble um eine collageartige Überlagerung von Fotografien subtropischer Pflanzenarten handelt, die u a. auf Kultivierung vermeintlicher Natur verweist, zeigt der Film There Were Moments Aufnahmen einer Landschaft, die mit gedanklichen Kommentaren untertitelt ist.
Die Auseinandersetzung mit der Entdeckung unserer Umwelt und die stets fragmenthafte Vergegenwärtigung dieser Erinnerungen spiegelt sich auch in anderen Arbeiten wider. A Whole Fragment (2007) besteht aus einem Inkjet-Print und einer puzzleartigen Boden-Installation. Bei der einzelnen nacheinander erfolgenden Betrachtung wird ersichtlich, dass das abstrakte Motiv auf dem Druck und die geometrischen Stücke auf dem Boden formal miteinander verbunden sind und es sich um eine bewusste Übertragung eines Bildfragmentes in den Raum handelt, die unsere Wahrnehmung auf die Details lenkt. Während die collageartigen Werke dabei zumeist auf den fragmentarischen Charakter der Erinnerung verweisen, deutet die Verwendung der Technik des Negativs als Ort des Dazwischen auf das Festhalten bzw. Verschwinden sich verflüchtigender Bilder. In der Arbeit Remnant (2010) überlappen sich sowohl räumliche, als auch zeitliche Ebenen. Ein lebensgroßer Abzug eines alten Negativs wird von dem Schattenwurf der Künstlerin überblendet, deren Haltung der abgebildeten Person auf dem Foto nachempfunden ist. Durchdrungen von Licht und Schatten erschafft Boelens eine Art des mise en abyme und ein sich auflösendes Raum-Zeit-Gefüge.
Exposure Piece (Sensitizing) (2010) besteht aus einem Kollodium-Glas-Negativ, auf dem durch die Verbindung einer mit chemischen Stoffen befeuchteten Glasplatte und Licht ein abstraktes Bild erzeugt wird, und einem Kontaktabzug dieses Bildes. Damit hantiert Boelens nicht nur mit einer frühen Technik der Fotografie-Entwicklung, sondern überträgt diese Technik auch auf zwei lebensgroße Platten. Diese sind auf einem Acryl-Bodenbelag angeordnet, auf dem die feuchten Glasplatten und der körperliche Akt ihrer Handhabung, seine Spuren hinterlassen haben. Sie verweisen auf eine vergangene zeitliche Ebene und versetzen die Arbeit in eine Art des zeitlichen Schwebezustands. Bei Events Unwitnessed (2012) handelt es sich ebenfalls um ein Kollodium-Glas-Negativ. Es zeigt Lava-Stücke eines Vulkanausbruchs in Nordkalifornien. Einer Quelle zufolge soll der Ausbruch 1851 stattgefunden haben – im gleichen Jahr als die Kollodium-Technik entdeckt wurde. Auch wenn sich der Vulkanausbruch laut neuesten Forschungen weit früher zugetragen haben soll, so nähert sich Boelens über die damalige fotografische Technik jenem Gegenstand so an, als wäre sie selbst Zeugin dieser Naturgewalt gewesen.
Boelens’ künstlerische Praxis ist geprägt von dem stetigen Versuch sich in ihrer Umgebung zu verorten, alles zu ertasten und immer wieder aufs Neue zu entdecken. Sie bedient sich einer subtilen Bildsprache, in der sie auf das Erkennen von Details vertraut und in ihren Werken Bilder und Erinnerungen in einen vibrierenden Zustand des Verkettens und Ablösens versetzt. Auch wenn ihre Werke zumeist den Fokus auf das Gegenständliche lenken, so bildet gerade die Verortung des Menschen innerhalb seiner Umwelt den grundlegenden Aspekt ihrer konzeptuellen Arbeiten.
Gwenneth Boelens (*1980 in Soest, NL) lebt und arbeitet in Amsterdam. Mit ihren Arbeiten war sie bereits in zahlreichen Ausstellungen vertreten (Auswahl): 2013: BiennaleOnline (www); 2012: Autumn of Modernism I, De Vleeshal, Middelburg (NL); A Dutch Landscape, La Casa Encendida, Madrid (ES); 2011: The Sound of Downloading Makes Me Want to Upload, Sprengel Museum, Hannover (DE); Prix de Rome 2011, Smart Project Space, Amsterdam (NL); 2010 Performative Structures - New Existentialism Part 1, Gebert Stiftung für Kultur, Rapperswil (CH); 2010 In Two Minds, Klemm\'s, Berlin (DE); 2009 Innovators Program, Linden Centre for Contemporary Art, Melbourne (AU). Zudem wird dieses Jahr das erste Künstlerbuch von Gwenneth Boelens bei Roma Publications veröffentlicht.
Kuratorin: Christin Müller
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