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Eröffnung
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Wir freuen uns, von 6. November bis 2. Dezember 2009 die Ausstellung videotape is not television präsentieren zu können. Die Gruppenausstellung versammelt erstmals die frühen Arbeiten der bedeutsamsten US-amerikanischen Video-Kollektive der 1970er Jahre im deutschsprachigen Raum.
Das utopische, partizipatorische und gesellschaftskritische Potential des innovativen Mediums Video, welches in den ersten Jahren der Einführung tragbarer Aufnahmegeräte offensichtlich wurde, wird in den ausgewählten Arbeiten in seiner großen Heterogenität sichtbar.
Das Projekt zeigt frühes Videomaterial sowie Texte und Magazine von vier der bedeutendsten Künstler-Kollektive, die in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren in den USA aktiv waren.
Die Kollektive Videofreex, TVTV, Ant Farm und Raindance verdeutlichen auf höchst unterschiedliche Art und Weise das utopische Potential des sich neu etablierenden Medium Videokunst, welches in den frühen 1970er Jahren freigesetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt beriefen sich die US-amerikanischen Video-Kollektive, die an der Schwelle zwischen Agitation und künstlerischem Anspruch operierten erstmals auf situationistische Strategien, wie sie seit den 1950er Jahren in Frankreich bereits bekannt waren. Die Gruppierungen transformieren im Kontext des innovativen Mediums Video gesellschafts- und konsumkritische Tendenzen in die US-amerikanische Kunstproduktion. Damit eröffnet sich der kritischen Auseinandersetzung mit der Alltagswelt in der noch jungen Kunstgeschichte des Landes eine neue Perspektive der unmittelbaren Befragung gesellschaftlicher Prozesse, die bis dahin nur eine marginale Rolle gespielt hatte.
Die kritischen Aspekte der Kollektive Videofreex, TVTV, Ant Farm und Raindance spiegeln ein großes Interesse an den innovativen Möglichkeiten des Mediums im Kontext der bildenden Kunst, um auf soziale und politische Fragestellungen zu reagieren und diese zu Themen eines sich auffächernden Kunstbegriffes zu machen. Auf höchst unterschiedliche Art und Weise werden Strategien des Dokumentarischen und der Reportage ins Spiel gebracht, um auf festgefügte gesellschaftliche Muster des US-amerikanischen Alltagslebens zu reagieren. Andere Ansätze zeigen hinsichtlich dieses Themenkanons expressiv-humorvolle, performative Zugänge, die sich vornehmlich gegen die konsumkonforme Haltung großer Bevölkerungsteile der USA positionieren.
In besonderem Maße wird in allen Entwürfen die Dominanz und die inhaltliche Einseitigkeit des Massenmediums Fernsehen zum Thema der Kritik. Als neu verfügbares Instrument eröffnet das Medium Video der jungen Künstlergeneration eine Perspektive, alternative Formen der medialen Verbreitung von politischen und gesellschaftlichen Inhalten zu erproben. Für den aktuellen Betrachter verweist das utopische Potential, das dem Medium Video in den frühen 1970er Jahren von politisch orientierten jungen kreativen Gruppen zugesprochen wurde in vielen Bereichen auf die Ideen und Vorstellungen, die heute auf das World Wide Web übertragen werden. Die partizipatorischen und basisdemokratischen Möglichkeiten liegen beiden Medien zugrunde und fußen auf einer, historisch durch einen Schritt von etwa dreißig Jahren getrennten, vergleichbaren antizipatorischen Erwartungshaltung. Inwiefern diese vielleicht überhöhten Ansprüche an die gesellschaftlichen Potentiale des Mediums Video in den frühen 1970er Jahren im Kontext von Kommerz, massenmedialem Einsatz und zugleich als innovative, partizipative und kollektive Nutzungsmöglichkeit gestellt wurden, verdeutlicht die Ausstellung auf unterschiedlichen Wegen. Ob und auf welche Weise diese gerechtfertigten und zugleich überhöhten Ansprüche und Möglichkeiten heute auf das Medium www ebenfalls zutreffen, bleibt abzuwarten und bildet zugleich eine abschließende Fragestellung des Projekts.