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Eröffnung
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Samstag, Sonntag
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Formal zunächst nicht vergleichbar, erscheint Shin il Kims und Dirk Kreckers Arbeit auf konzeptueller Ebene verwandt. Beide erarbeiten in ihren Werken einen reflexiven Zugang zu Grundthemen der historischen Avantgardebewegungen.
Im Werk der Künstler wird durch die kritische Befragung der innovativen, für das 20. Jahr-hundert prägenden Positionen der Avantgarde deren utopisches, gesellschaftsrelevantes sowie ideologisches Potential deutlich. Zentrale Themen dieser Bewegung, wie etwa die Reduktion formaler Gestaltungsmittel oder der Einsatz der Abstraktion, sind Motive ihres reflexiven Umgangs mit ästhetischen Strömungen des vergangenen Jahrhunderts.
Shin il Kim setzt sich in seinen auf Zeichnungen basierenden Videoarbeiten zum einen mit formalen Fragen der Definition des Raumes, der Materialität des jeweiligen Mediums und der Grenzbestimmung visueller Erfahrung und des Nichts als phänomenologischer sowie philosophischer Instanz auseinander. Das buddhistische Verständnis des Nichts als Zustand einer ausgleichenden Zwischenstellung, die gegenüber dem westlichen Verständnis nicht als negativ einzuordnen ist, koppelt Kim in den hier präsentierten Arbeiten mit einer gesellschaftsrelevanten Fragestellung, die das Verhältnis von Betrachter und Kunstwerk thematisiert. Das von komplexen Machtstrukturen durchsetzte Beziehungsgeflecht, das zwischen den als Meisterwerke bezeichneten Objekten der Kunstgeschichte und dem Betrachter offensichtlich wird, eröffnet in der reduzierten Präsentationsform der animierten Zeichnungen, die ohne jeglichen materiellen Farbauftrag durch ihre Schatten eine figurative Form darstellen, eine haptische wie konzeptuelle Annäherung an das Verständnis und die Funktion, die Kunst heute zukommt.
Durch die Verknüpfung beider Ansätze, die auf Grundmuster der künstlerischen Moderne verweisen, entsteht ein ästhetisch höchst eigenständiges und komplexes Werk. Neben Animationen von 2003 bis 2005, realisiert Kim für die Ausstellung bei basis eine neue, raumbezogene Arbeit.
Shin il Kim, 1971 in Korea geboren, lebt und arbeitet in New York City.
An Architekturzeichnungen, abstrakte Entwürfe oder Objekte dominanter Strömungen der Kunst des 20. Jahrhunderts erinnernd, werden in Dirk Kreckers zwei- und dreidimensionalen Arbeiten immer wieder irritierende Bezüge zwischen alltäglichen Erfahrungen des urbanen Stadtraums und der Oberflächenästhetik historischer Avantgardebewegungen deutlich.
Die Arbeiten Kreckers beziehen sich auf formal anmutenden Strukturen, wie sie ubiquitär in unserer urbanen Landschaft vorherrschen, Raster.
Die für die Ausstellung neu entwickelten zweidimensionalen Arbeiten, die in einem Transferverfahren den Einsatz des Computers und die manuelle Übertragung auf Papier vereint, kann auch als Reflexion über unterschiedliche Produktionsverfahren verstanden werden. Gegenüber früheren Serien verdeutlicht sich in den hier gezeigten Arbeiten eine Reduktion der narrativen Elemente, wobei die Auseinandersetzung mit urbaner und vermeintlich natürlicher Landschaft assoziativ greifbar bleibt.
Die raumgreifende Bodenarbeit, ebenfalls für diese Ausstellung entstanden, befragt neben den immer wieder offensichtlich werdenden Bezügen zu rational strukturierten Landschaften unserer Alltagswelt den Objektcharakter minimalistischer Arbeiten und die darin thematisierte Selbst- und Raumwahrnehmung des Betrachters.
Kreckers Arbeiten können als fragile Hybride abstrakter Entwürfe und assoziativer Studien urbaner Wirklichkeit charakterisiert werden, wobei beide Wahrnehmungsebenen ineinander überzugehen scheinen. Generell erscheinen Dirk Kreckers Projekte dahingehend motiviert, aus der Auseinandersetzung mit Vergangenem und Zukünftigem einen Zugang zu unserer Gegenwart zu generieren.
Dirk Krecker, 1972 geboren, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Felix Ruhöfer
Künstlerischer Leiter / Kurator