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Shut up and Dance! - Eine Abendunterhaltung mit Diedrich Diederichsen
Diedrich Diederichsen
Donnerstag, 19.01.2012 - 20:00 uhr

Ort

basis e.V. Gutleutstraße 8-12 60329 Frankfurt am Main

Nitribitt - Frankfurter Ökonomien zu Gast bei basis:

Donnerstag, 19. Januar 2012, 20.00 Uhr

Shut up and Dance!
Zur Lage der Kulturarbeitenden zwischen Kreation und Depression

Eine Abendunterhaltung mit Diedrich Diederichsen

Eintritt: 3€

Bei der ersten Nitribitt-Veranstaltung vor fast zehn Jahren ging es um prekäre Arbeitsverhältnisse. Wir stellten uns damals die Frage, ob nicht das Bohème-Milieu mit Idealen wie "Autonomie" und "Selbst­verwirklichung" im Grunde dem neoliberalen Produktivitätsmodell zuarbeite. Ja, dass wir mit unseren Skills und nonkonformistischen Lebensweisen in gewisser Weise als Minenhunde des "flexiblen Kapitalismus" fungierten.

Nun wollen wir uns mit den Arbeitsverhältnissen der "Kreativen" auseinandersetzen. Diedrich Diederichsen wird den verschlungenen Pfaden der "Selbstverwirklichungspraktiken" nachgehen und deren Rückkopplungseffekte auf postfordistische Organisationsformen und Produktionsweisen herausarbeiten. Besonders die Frage der Identifikation zur eigenen Arbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Viele Kreative nehmen den Entfremdungsprozess, der sich aus ihren Arbeitsbedingungen ergibt, weniger als Problem des "Systems", sondern vornehmlich als Problem ihrer individuellen Psychographie oder als "Schicksal" wahr. Sie erleben das Verhältnis zwischen ihrem Wissen/Können und ihrer affektiv/psychischen Struktur als ständigen Umgang mit sich selbst: Eine individuelle Bearbeitungsstrategie, die vor allem auf personalisierte Körpertechniken, Fortbildung, Therapie etc. setzt und gegebenenfalls mit erheblichen materiellen und physischen Kosten verbunden ist.

Doch darüber braucht man viele Betroffene nicht aufzuklären, weil sie grundsätzlich darüber Bescheid wissen und häufig zum "Lauf der Dinge" ein ironisches oder gar zynisches Verhältnis einnehmen: Shut up and Dance!

Das Problem scheint darin zu bestehen, dass "kreative Subjekte" viel Energie für die Bearbeitung ihres "Innenlebens" verbrauchen, aber wenig Bereitschaft zeigen, sich "gesellschaftlich" zu engagieren. Die linke Kritik wiederum verfügt über ein komplexes Wissen, was die kapitalistischen "Superstrukturen" anbetrifft, hat aber wenig Ahnung darüber, wie die Subjektanrufungen auf der Ebene des (Arbeits-)Alttags konkret funktionieren.

Mit Diedrich Diederichsen wollen wir an dem Abend darüber diskutieren, ob sich die Idee der Selbstverwirklichung angesichts postfordistischer Rekuperationsstrategien vollständig erledigt hat und wie man die Ware "Kreativ-Arbeitskraft" gegenüber den Zumutungen des flexiblen Kapitalismus verteidigen könnte.

http://www.copyriot.com/nitribitt/2011/nit-45.html

Flyer-Motiv: "Wo stehst du mit deiner Kunst, Kollege?" Jörg Immendorff 1973 (vgl. Draxler 2011)

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